Anna Maria Hofmarcher (2021). #stillenistliebe. Eine Analyse des Bildhandelns von Stillenden im Zeitalter der Digitalität.

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes habe ich untersucht, welches implizite, kulturell vermittelte Wissen in Fotos von Stillenden auf Instagram zum Ausdruck kommt. Zu diesem Zweck fand eine Suche nach Material über die App Instagram anhand von einschlägigen Hashtags statt. Vier ausgewählte Fotos wurden einer Bildanalyse mithilfe der Methodik der dokumentarischen Bildinterpretation unterzogen. Von Interesse war dabei auch, welche Bedeutungsverschiebungen mit einem Perspektivwechsel zwischen einem Foto, welches von außen aufgenommen wurde, und einem Brelfie (breastfeeding selfie) einhergehen.

In der Analyse konnte ich herausarbeiten, dass Mutterschaft für die Untersuchten eine hohe Identitätsrelevanz besitzt und das Posten des Stillfotos als performativer Akt, um sich online als Mutter zu positionieren, betrachtet werden kann. Weiters verbindet die analysierten Fotos die Darstellung der ausschließlich positiven Stillbeziehung sowie ein Fokus auf die mit dem Stillen einhergehende Intimität. Darüber hinaus können die abgebildeten Stillgesten weder eindeutig als Abbildung einer verkörperten Handlungspraxis noch als performative Darstellung einer mütterlichen Identitätsnorm interpretiert werden. Als ein das Bildhandeln strukturierende Prinzip schlage ich das Konzept des digital gaze vor. Zusätzlich habe ich während des Forschungsprozesses gemachte Beobachtungen in Bezug auf die Aushandlung der Grenzen zwischen Intimität und Öffentlichkeit beschrieben. Die von den Handelnden angewandten Strategien wurden unter dem Oberbegriff privacy management zusammengefasst.

Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass es zu einer eingehenden Erfassung der habituellen Handlungspraxis mit Instagram innovativer Forschungsmethoden bedarf.