Bettina Kofler (2021). Zu schön, um normal zu sein? Eine dokumentarische Bildinterpretation innerhalb des body positivity Viskurses.

In dieser qualitativ-empirischen Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie sich body positivity in kommerziellen Bildern dokumentiert und inwiefern dabei Schönheitsideale aufgegriffen werden. Basierend auf einer theoretischen Auseinandersetzung mit body positivity und Schönheit, werden mittels der dokumentarischen Bildinterpretation nach Bohnsack Werbebilder, die in den body positivity Viskurs (visuellen Diskurs) fallen, analysiert.

Im Zuge der Interpretation wird so herausgearbeitet, wie die Frauen in diesen Bildern zugleich sexualisiert und als mädchenhaft abgebildet werden und wie das Zusammenspiel aus inszenierten Posen und scheinbar zufälligen Bildelementen dazu beiträgt, den Werbebildern eine gewisse Natürlichkeit zu verleihen, die mit body positivity in Verbindung steht. Der Spielraum für Abweichungen vom Schönheitsideal ist dabei jedoch eng gefasst und es wird stets betont, dass etwaige Makel trotzdem schön seien. Die idealisierten Schönheitsnormen, denen es zu entsprechen gilt, dominieren in den Bildern und werden durch Abweichungen von ihnen erst recht sichtbar.Abweichende Darstellungen bleiben von der Norm ausgeschlossen, anstatt sie in das zulässige Frauenbild in der Werbung zu inkludieren.

Der einst aktivistische Anspruch von body positivity, Schönheitsideale aufzubrechen, geht durch ihre Kommerzialisierung verloren. Übrig bleibt dabei nur mehr eine leere Hülle in Form von Bildern, die mit Werbebotschaften gefüllt wird. Schön sein zu müssen als zentrale Aufgabe und identitätsstiftendes Element von Weiblichkeit wird dabei legitimiert und bestehende Machtstrukturen zwischen den Geschlechtern werden gefestigt. Erst wenn Abweichungen vom Schönheitsideal nicht mehr als solche deklariert und in eine neue, breiter gefasste Norm integriert werden, kann sich ändern, was wir unter einer normalen Frau verstehen.