Xenia Lange (2019). Vermessene Intelligenz. Zur Darstellung der Intelligenzdiagnostik in Lehrbüchern der Psychologie. Eine kritische Diskursanalyse.

In dieser Masterarbeit stehen die gegenwärtige psychologische Intelligenzforschung und die darauf aufruhende Intelligenzdiagnostik im Fokus.

Zunächst erfolgt eine theoretische Bezugnahme zu Michel Foucaults Arbeiten über Disziplinar- und Normalisierungsmacht. Danach erfolgt eine geschichtliche Auseinandersetzung mit der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der psychologischen Intelligenzforschung. Daran anschließend wird eine kritische Diskursanalyse von Lehrbüchern der Differenziellen Psychologie durchgeführt, die in das Thema Intelligenzforschung einführen und gegenwärtig an österreichischen Universitäten als Lehrmaterial Verwendung finden.Leitende Frage sind hierbei: Welcher Begriff von Intelligenz wird plausibel gemacht? Wie wird anhand von Intelligenzforschung eine Hierarchisierung von Individuen entlang einer Rangreihung möglich? Welche politischen Implikationen haben diese Ideen?

Anhand der Diskursanalyse wird aufgezeigt, dass die gegenwärtige Intelligenzforschung auf der Vorstellung einer Beschaffenheit von Intelligenz in Analogie zu physikalischen Körpern beruht. Konstruktbildung und Operationalisierung erschaffen ein „Objekt“ Intelligenz, in dessen Konzeption hineingelegt wird, dass es im Rahmen der Vermessung zu einer Vergleichbarkeit und hierarchischen Anordnung von Menschen kommen muss. Der Intelligenzbegriff wird hierbei nicht abschließend definiert, tendenziell aber auf einen zweckrationalen Gebrauch von Kognition im schulischen und akademischen Bereich verengt. Hinsichtlich der Modellbildung findet sich innerhalb der Intelligenzforschung eine Fürsprache in Bezug auf die Existenz eines Generalfaktors der Intelligenz. Es wird aufgezeigt, dass der Generalfaktor die Basis für meritokratische Argumente darstellt, durch die soziale Ungleichheit auf Intelligenzunterschiede zurückgeführt wird, wobei der Blick unter Ausblendung sozialpolitischer Faktoren auf das Individuum geleitet wird. Anhand der Analyseergebnisse wird die Neutralität der psychologischen Forschung in Frage gestellt und gezeigt, dass Intelligenzforschung eine sozialadministrative Funktion zur Verwaltung und Normalisierung von Individuen erfüllt, wie auch eine Stützung und Naturalisierung sozialer Ungleichheit ermöglicht.

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