Katharina Milena Steinicke (2014). Die Konstruktion der "phallischen Frau" im Diskurs um die Haarentfernung in Frauenzeitschriften.
Modernes Schönheitshandeln stellt sich als höchst widersprüchliches Phänomen dar, da es einerseits mit Selbstbestimmung und autonomer, emanzipierter Praxis und andererseits mit Unterwerfung und patriarchaler Unterdrückung verbunden wird. In diesem Spannungsfeld liegt auch die Schönheitspraxis der Enthaarung: Sie erweist sich auf der einen Seite als äußerst restriktive Schönheitsnorm, der frau sich kaum entziehen kann und stellt sich auf der anderen Seite als etablierte und fest verankerte weibliche Handlungsweise dar, die außerhalb feministischer Auseinandersetzung und anders als zum Beispiel das Schlankheitsideal kaum je thematisiert respektive mit Zwang, Unterdrückung und Leid in Verbindung gebracht wird.
Anhand der Analyse des Diskurses um die Haarentfernung in Frauenzeitschriften allerdings wird deutlich, dass sich diese verschiedenen Blickwinkel auf Schönheitshandeln keineswegs ausschließen. So erscheinen die Frauen in dem hier untersuchten Diskurs einerseits als selbstbestimmte, emanzipierte Protagonistinnen, die mitunter sogar die Grenzen von typisch „männlichen“ und typisch „weiblichen“ Handlungsweisen überschreiten; gleichzeitig jedoch werden einschränkende, stereotype und heteronormative Vorstellungen von Geschlecht auch fortgeschrieben und aufs Deutlichste affirmiert. Das Produkt dieser gegenläufigen Bewegungen ist ein Subjekttypus, der sich sowohl dadurch auszeichnet, dass er einem Regime der Selbstkontrolle unterworfen ist, als auch dadurch, dass er nur unter der Bedingung selbstbewusst und souverän in Erscheinung treten und Geschlechtergrenzen in Frage stellen kann, dass die Geschlechterhierarchie im Großen und Ganzen doch weiterhin aufrecht erhalten wird.