Riegler (2011). Wenn Sex schmerzt. Rekonstruktion und Dekonstruktion einer so genannten »Sexualstörung«.
Gegenstand der interdisziplinär angelegten Arbeit ist das Phänomen chronischer Schmerzerfahrungen von Frauen beim Geschlechtsverkehr, das im theoretischen und praktischen psychologischen und medizinischen Mainstream unter der Bezeichnung ›Dyspareunie‹ als so genannte ›sexuelle Funktionsstörung‹ behandelt wird.
In der kritischen Analyse wissenschaftlicher Diskurse zur ›Dyspareunie‹ anhand paradigmatisch ausgewählter Studien aus disziplinär unterschiedlich verorteten Forschungszusammenhängen (v.a. der Psychologie und Soziologie) werden zunächst das Verhältnis von epistemologischer und methodologischer Positionierung und Gegenstandskonstitution beleuchtet und damit jeweils einhergehende systematische Ausblendungen herausgearbeitet. Dabei zeigt sich, dass sowohl objektivistische Forschungsbemühungen als auch subjektivistische Ansätze letztlich mit – wenn auch je unterschiedlich gelagerten – Formen einer dekontextualisierten und dekontextualisierenden Betrachtung des Phänomens einhergehen. Insbesondere die Zugänge der akademischen Psychologie zeichnen sich durch eine starke Tendenz zu einer verdinglichenden und individuozentrischen Perspektive sowie eine unhinterfragte Verwendung androzentrischer Konzepte aus. Ausgehend von diesen Befunden besteht das Kernanliegen der Arbeit darin, das Phänomen chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aus der Perspektive einer praxeologisch fundierten, feministisch informierten Wissens- und Körpersoziologie auf seine biographischen und gesellschaftlichen Bedingungszusammenhänge hin zu beleuchten. Hierzu werden mittels biographisch-narrativer Interviews erhobene lebensgeschichtliche Großerzählungen von Frauen, die Geschlechtsverkehr wiederholt schmerzhaft erleben oder erlebt haben, einer detaillierten Analyse unterzogen. Diese Herangehensweise ermöglicht eine Rekonstruktion von biographischen Prozessen der Inkorporierung sozialer Strukturen und erlaubt es auf diese Weise letztlich, einen Beitrag zu einer soziobiographisch kontextualisierten Betrachtung chronischer Schmerzerfahrungen von Frauen beim Geschlechtsverkehr zu leisten. Die Ergebnisse dieser Analyse verdeutlichen die Notwendigkeit, das im psychologischen Mainstream als ›Dyspareunie‹ verdinglichte Phänomen als spezifischen Erfahrungs- und Praxiszusammenhang zu betrachten, den es in seiner Komplexität im Ausdrucksfeld von Körper, Leib, Biographie und Sozialität aufzufalten gilt. Hierbei erweist es sich vor allem als relevant, den sozialen und biographischen Stellenwert der Praxis des Koitus vor dem Hintergrund der symbolischen Ordnung heteronormativer Geschlechterverhältnisse in den Blick zu nehmen sowie die Aspekte von ›Lustlosigkeit‹, mangelnder sexueller Erregung und der mangelnden Repräsentanz weiblicher ›sexueller Subjektivität‹ im Kontext der vergeschlechtlichten Asymmetrie heteronormativer Begehrensstrukturen zu betrachten. Zudem lassen sich Überlegungen zu einem möglichen emanzipativen Potential des leiblichen ›Misslingens‹ ableiten. Die Ergebnisse der Arbeit münden letztlich in eine doppelte Dekonstruktion der hegemonialen Rede von der ›Sexualstörung‹: Denn ausgehend von einer feministisch informierten und soziobiographisch kontextualisierten Betrachtung des Erfahrungs- und Praxiszusammenhangs chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr lassen sich weder die im zweiten Teil des Begriffs (-›störung‹) repräsentierte Individualisierung und Pathologisierung noch die mit dem ersten Teil des Begriffs (›Sexual‹-) suggerierte Vorstellung einer von anderen biographischen Kontexten isolierbaren ›Persönlichkeitsdimension‹ ›Sexualität‹ als Manifestations- oder gar Entstehungsbereich der vermeintlichen ›Störung‹ aufrecht erhalten.
Einleitung (aus der publizierten Fassung von 2015)
Die stereotype Prophezeiung vom Schmerz beim ›ersten Mal‹ und nicht sel- ten auch ihre Erfüllung können als kollektive Erfahrungen sexueller Vergesell- schaftung von Frauen in einem System der kulturellen Zweigeschlechtlichkeit (vgl. Hagemann-White 1984, S. 78ff.) betrachtet werden. Als solche sind die- se Erfahrungen Bestandteile einer weitgehend unhinterfragten heterosexuellen ›Normalität‹. Was aber, wenn Frauen den Geschlechtsverkehr jenseits dieses eng umschriebenen Handlungskontextes wiederholt als schmerzhaft empfinden, oh- ne dass eine vordergründige organische ›Ursache‹ ersichtlich ist – wenn der Schmerz also nicht mehr als ›normaler‹ Bestandteil dieser sozialen Ordnung lesbar und erfahrbar ist, sondern wenn er diese Ordnung und ihre im wahrsten SinnedesWortesreibungslose,d.h.unbemerkteHerstellungvielmehrstört?Wie werden wiederkehrende Schmerzen beim Geschlechtsverkehr für Frauen lebens- weltlich relevant und mit welchen alltäglichen Erfahrungen und Praxisformen sind sie verbunden? Und welche Formen der klinisch-praktischen sowie der wis- senschaftlichen Behandlung entlang welcher diskursiver Konstruktionen lassen sich angesichts dieser ›Störung‹ heterosexueller ›Normalität‹ finden?
In der Fachsprache jener Disziplinen und Arbeitsfelder, die sich der wissen- schaftlichen und/oder praktischen Behandlung dieses Phänomens widmen – das sind in erster Linie die akademische Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Medizin – werden solche wiederholt auftretenden Schmerzen beim Geschlechts- verkehr als ›Sexualstörung‹, ›sexuelle Funktionsstörung‹ oder auch ›sexuelle Dysfunktion‹ bezeichnet. Die mit derlei Fachtermini betriebene Rede von der ›Störung‹ impliziert freilich einen anderen Bedeutungsgehalt als den von mir zu- nächst aufgeworfenen, richtet sie ihren Blick doch nicht auf das, was der Schmerz tut (die ›Normalität‹ stören), sondern vielmehr darauf, was der Schmerz vermeintlich ist (eine Gestört-heit der ›Normalität‹). Im Fokus solcher Diskurse steht mithin nicht die Verfasstheit der sogenannten ›Normalität‹, sondern die Abweichung von dieser ›Normalität‹, die vermeintliche ›Pathologie‹.
Diese Perspektive findet dort ihre alltagsweltliche Entsprechung, wo Frauen, die Geschlechtsverkehr für einen mehr oder weniger ausgedehnten Zeitraum ih- res Lebens immer wieder als schmerzhaft empfinden, angesichts dieser Erfahrung Scham und/oder Schuld empfinden und/oder sich selbst – vor allem in Hinblick auf die eigene vergeschlechtlichte Identität – als defizitär erleben. Allerdings wer- den die Schmerzen – entgegen ihrer klinisch-wissenschaftlichen Definition als ›Sexualstörung‹ – (zunächst) häufig nicht mit der eigenen Sexualität in Verbin- dung gebracht, sondern einer vermuteten organischen Erkrankung zugeschrieben. Viele Frauen machen folglich – so sie überhaupt professionelle Hilfe suchen – eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen zur/zum ersten AnsprechpartnerIn. Übli- cherweise werden auch von den ÄrztInnen zunächst physiologische ›Ursachen‹ für die beim Geschlechtsverkehr wiederholt auftretenden Schmerzen angenom- men. Können keine solchen ›Ursachen‹ gefunden werden und/oder scheitern die – entweder auf Verdacht oder angesichts eines somatischen Befundes – gewählten (schul-)medizinischen Behandlungsstrategien, wird schließlich nicht selten auf eine ›psychische Verursachung‹ geschlossen. Diese Deutung mag dann mit der ärztlichen Empfehlung einhergehen, eine Psychologin/einen Psychologen oder eine Psychotherapeutin/einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Auch kann sie zu dem meist nicht als hilfreich empfundenen Rat führen, sich beim Sex ›einfach zu entspannen‹ und davor ›ein Glas Wein zu trinken‹, oder aber zu dem schlichten Eingeständnis ›Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht (mehr) weiterhelfen‹.
Tatsächlich bedeutet die Konsultation von GynäkologInnen (und auch ande- ren ÄrztInnen) für viele Frauen, die Geschlechtsverkehr wiederholt als schmerz- haft erleben, früher oder später die Konfrontation mit völliger Ratlosigkeit, mitunter gepaart mit Ausdrucksformen der mangelnden Anerkennung ihres Lei- densdrucks oder sogar der Abwertung und Stigmatisierung. Selbst wenn aber eine organische Erkrankung wie etwa eine Pilzinfektion oder ein organisches Substrat wie eine unspezifische Entzündung der vaginalen Schleimhaut festgestellt wird, geht deren erfolgreiche Behandlung nicht notwendig mit einer Beseitigung, ja manchmal noch nicht einmal mit einer Linderung der Beschwerden einher, und nicht selten scheitert schon die Behandlung des als ›Ursache‹ betrachteten orga- nischen Korrelats. Oftmals kommt es vor diesem Hintergrund zu langwierigen (zunächst) schulmedizinischen Behandlungskarrieren, die von lokalen und ora- len Anwendungen bis hin zu operativen Eingriffen reichen können und nicht notwendigerweise an das Vorliegen eines somatischen Befundes geknüpft sind.
Der Fall aus der ›Normalität‹ ist für Frauen, die den Geschlechtsverkehr wieder- holt als schmerzhaft erleben, mithin unter Umständen ein doppelter: Zum einen können sie die vermeintlich ›normale‹, ja ›normalste‹ Form heterosexueller Pra- xis nicht schmerzfrei, geschweige denn lustvoll vollziehen, zum anderen leiden sie an einem sich körperlich manifestierenden Symptom, das von vielen ÄrztInnen weder benannt noch behandelt werden kann.
Die hier knapp skizzierte vorherrschende klinische Praxis legt nahe, auch den wissenschaftlichen Zugriff auf diese vermutlich gar nicht so seltene, aber sozial stark tabuisierten Erfahrung genauer in den Blick zu nehmen. In diesem Feld wurde immer wieder der Mangel an wissenschaftlichen Untersuchungen beklagt. So bezeichnen etwa Marta Meana und Yitzchak Binik – zwei kanadische Psycho- logInnen, die neben anderen das Phänomen seit über fünfzehn Jahren empirisch untersuchen und aus deren Forschungszusammenhang eine Vielzahl an Publika- tionen hervorgegangen ist – chronische Schmerzen beim Geschlechtsverkehr als »the most underinvestigated sexual dysfunction relative to its reported frequen- cy of occurrence in women« (Meana & Binik 1994, S. 264) und konstatieren, dass »[d]espite the high estimated prevalence of this disorder, there has been little controlled research on it« (Meana et al. 1997a, S. 211). Angesichts dieser Einschätzung ist jedoch die kritische Frage zu formulieren, die Notwendigkeit welcher Art von Erkenntnis- und Wissensproduktion durch solch eine Diagno- se plausibilisiert werden soll. Denn schon die ›Gegenstände‹ wissenschaftlicher Betrachtung sind als solche niemals einfach gegeben, sondern konstituieren sich immer erst im Rahmen bestimmter metatheoretischer, methodologischer und dabei stets auch ideologischer Voraus-Setzungen. Mit diesen Voraussetzungen sind bestimmte Erkenntnisformen und mithin bestimmte Arten von Ergebnissen verbunden.
Eine erste kritische Lektüre einiger Studien, die den hegemonialen wissen- schaftlichen Blick auf das Phänomen chronischer Schmerzen beim Geschlechts- verkehr gut repräsentieren und die alle einem naturwissenschaftlich-quantitativen Forschungsparadigma verpflichtet sind, offenbarte rasch, dass es weniger den oft- mals beklagten Mangel an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit für ›weibliche‹ Erfahrungen chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr als vielmehr die spezifische Verfasstheit der gegenwärtig vorherrschenden Aufmerksamkeit für diese Erfahrungen zu problematisieren gilt. Gleichzeitig machte sie die Notwen- digkeit einer Untersuchung deutlich, die dem Phänomen wiederholt erlebter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und seinen Möglichkeits- und Bedingungs- zusammenhängen aus einer feministisch und wissenschaftskritisch informierten Perspektive nachgeht. In dieser zuletzt genannten Zielsetzung bestand das Kernanliegen meiner Arbeit. Während die Betrachtung der einschlägigen wissen- schaftlichen Diskurse zunächst in erster Linie Ausgangspunkt und Triebfeder für dieses Unternehmen darstellte, nahm die kritische Auseinandersetzung mit ge- genwärtigen gegenstandsbezogenen Formen der Wissensproduktion im weiteren Verlauf des Forschungsprozesses zunehmend mehr Raum als eigenständiger Bestandteil des übergeordneten Forschungsanliegens ein. Dies ist nicht zuletzt in jenem spezifischen Forschungszusammenhang begründet, in den meine Arbeit zu weiten Teilen ihrer Planung und Durchführung eingebettet war und der mei- nen Forschungs- und Erkenntnisprozess wesentlich mitgeprägt hat. Ich möchte daher im Folgenden etwas näher auf diesen institutionellen Kontext und die da- mit verbundene inhaltliche Rahmung eingehen.
Die vorliegende Arbeit war Bestandteil eines von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanzierten, transdisziplinär angelegten Forschungsprojekts, in dem ich von Juli 2008 bis Juni 2011 mit Julia Hertlein, Iris Mendel und Nora Ruck zusammengearbeitet habe. Die inhaltliche Klammer, die unsere thematisch unterschiedlich gelagerten Einzelprojekte miteinander verband, bestand in der Frage nach Möglichkeiten einer transdisziplinären feministischen Wissenschafts- kritik durch die Politisierung von ›Erkenntnis‹ und ›Körper‹ sowie in dem gemeinsamen Anliegen, auf unterschiedlichen Ebenen einen Beitrag zur Kritik an Androzentrismus in der Wissenschaft zu leisten. 1
Ausgehend von der These der Situiertheit jedes Wissens, die Sandra Harding (1991, S. 138ff.) und Donna Haraway (1995, S. 73ff.) unter dem Begriff »situa- ted knowledges« in die feministische Diskussion eingeführt haben, wenden sich feministische Wissenschaftskritikerinnen gegen all jene erkenntnistheoretischen Positionen, »die von der sozialen und kulturellen Situiertheit der Wissens- subjekte abstrahieren und Erkenntnis und Wissen jenseits von Körperlichkeit und Geschichtlichkeit, von Macht- und Herrschaftsverhältnissen thematisieren« (Singer 2004, S. 257). Denn im Gegensatz zum traditionellen Wissenschaftsver- ständnis gehen feministische Epistemologien davon aus, dass die ProduzentInnen von Wissen und damit auch das von ihnen produzierte wissenschaftliche Wis- sen von deren jeweiligen historischen, sozialen, kulturellen, ökonomischen etc. Standorten geprägt und daher immer als kontextabhängig zu verstehen sind:
»Wir sprechen von bestimmten gesellschaftlichen Positionen, aus einer bestimm- ten Geschichte heraus, im Horizont spezifischer Erfahrungen, kultureller Werte und Normen. Wir nehmen ›wahr‹ aus einer bestimmten Denksozialisation heraus, mit bestimmten Interessen und Weltbildern im Hintergrund, mit einer bestimm- ten körperlichen Verfasstheit, mit wahrnehmungsverlängernden und -verändernden technologischen Mitteln, beschränkt und geprägt durch materielle Bedingungen, soziale und natürliche Umwelten. [...] Unterschiedliche Denk- und Gesellschafts- verhältnisse, kulturelle Traditionen, soziale Umwelten und natürliche Bedingtheiten haben unterschiedliche wissenschaftliche Interessen und Wissensformationen zur Folge« (Singer 2004, S. 258).
Die Kritik am herkömmlichen Wissenschaftsverständnis gilt dabei immer auch dem Beitrag, den die damit einhergehende Wissenschaftspraxis zur Legitima- tion, Fortschreibung oder gar Beförderung von sozialen Ungleichheiten und Herrschaftsverhältnissen leistet. Im Gegensatz zu dieser stillschweigenden Par- teilichkeit traditioneller Wissenschaft macht feministische Wissenschaftskritik (und kritische Sozialwissenschaft generell) ihr Interesse an der Analyse verge- schlechtlichter Herrschaftsverhältnisse und ihr Ziel, diese zu überwinden, explizit (Becker-Schmidt 1985; List 2007).
Vor dem Hintergrund der Einsicht in die Situiertheit jeden Wissens haben feministische Wissenschaftskritikerinnen seit den 1980er Jahren vor allem den Umstand problematisiert, dass Wissenschaft – als Institution, soziales Feld und Praxis der Wissensproduktion – implizit einer ›männlichen‹2 (und zugleich westlichen und bürgerlichen) Perspektive auf die Welt Rechnung trägt (Harding 1999; Keller & Longino 1996; Klinger 1990), und dafür den Begriff Androzen- trismus geprägt. Androzentrismus meint allgemein eine Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungspraxis, die ›das Männliche‹ als unmarkierte Norm(alität) und ›das Weibliche‹ als das Spezifische bzw. die Abweichung davon setzt und die auf diese Weise als Partikularismus im Mantel eines (falschen) Universalismus operiert. Zunehmend wurde auch der Einsicht in die »Intersektionalität« (Crenshaw 1989) der Kategorie ›Geschlecht‹ Rechnung getragen. Vor allem schwarze Femi- nistinnen (hooks 1981; Davis 1983) haben in Reaktion auf den Ethnozentrismus früher feministischer Arbeiten herausgearbeitet, dass ›Geschlecht‹ immer auch mit anderen »Achsen der Differenz« (Klinger 2003) wie ›Klasse‹ oder ›race‹ verschränkt ist.
Die feministische Kritik an Androzentrismus in der Wissenschaft setzt dabei an zumindest drei unterschiedlichen Ebenen an (vgl. Keller & Longino 1996; Klinger 1990; Rose 1994): Sie zielt zum einen auf die Unterrepräsentation von Frauen im wissenschaftlichen Feld und den Versuch, das Schaffen von Frau- en in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen sichtbar zu machen. Zweitens problematisiert sie androzentrische Konstruktionen von ›Geschlecht‹ und Ge- schlechterverhältnissen. Dazu gehören wissenschaftliche, insbesondere biologis- tische Theorien der Geschlechterpolarität und Definitionen von ›Weiblichkeit‹ und ›Männlichkeit‹ mit ihren vornehmlich impliziten Normierungen/Norma- lisierungen und Pathologisierungen des meist ›weiblichen‹ Körpers, aber auch andere androzentrische Konzepte wie die Dichotomie von ›öffentlich/privat‹, ›Arbeit‹ oder ›Nation‹. Drittens nimmt sie die methodologischen und episte- mologischen Grundlagen androzentrischer Wissenschaft als Bedingungen von Wissensproduktionen wie etwa bestimmte Vorstellungen von ›Wissen‹, ›Ratio- nalität‹, ›Erfahrung‹ und ›Objektivität‹ kritisch in den Blick und zielt auf die Entwicklung feministischer Epistemologien und Methodologien. Diese drei Ebe- nen bilden die verschiedenen Aufmerksamkeitszentren feministischer Wissen- schaftskritik in ihrer historischen Entwicklung ab, sind aber nach wie vor alle als notwendige Ziele feministischer wissenschaftskritischer Analysen zu verstehen.
Während feministische Wissenschaftskritik, die auf der erstgenannten Ebene dieser Typologie zu verorten ist, vornehmlich bei den konkreten AkteurInnen des wissenschaftlichen Feldes ansetzt, wird auf den anderen beiden Ebenen von den jeweiligen AkteurInnen insofern abstrahiert, als davon ausgegangen wird, dass An- drozentrismus die wissenschaftliche Praxis auch unabhängig vom Geschlecht der jeweiligen ForscherInnen prägt. Dies beginnt schon bei der Bestimmung dessen, was als erklärungsbedürftig betrachtet wird, bei der Wahl der Forschungsfragen und der Art der Problemdefinitionen im sogenannten ›Entdeckungszusammen- hang‹ und reicht über die Wahl der methodischen Herangehensweise sowie die Interpretation der Ergebnisse (›Begründungszusammenhang‹) bis hin zu jenen Prozessen, durch die Erkenntnisse als wissenschaftlich anerkannt werden oder auch nicht (›Verwertungs- und Überzeugungszusammenhang‹) (Singer 2004, S. 258f.).
Damit rücken die verborgenen politischen Implikationen wissenschaftlicher Theorien, Epistemologien und Methodologien ins Zentrum der Aufmerksam- keit. Diese ›konzeptuellen Praktiken der Macht‹ (Smith 1990) oder »verborge- nen Mechanismen der Macht« (Bourdieu 1992) bleiben jedoch – im Gegensatz zur Frage der aktiven Teilhabe von Frauen in der wissenschaftlichen Wissenspro- duktion, die vergleichsweise stärker im Fokus politischen Interesses steht – nach wie vor zumeist unhinterfragt und sind auf diese Weise besonders wirksam. Sie standen daher im Zentrum unseres gemeinsamen Forschungsprojekts. Zentrale Ausgangsfragestellungen waren dabei:
»Wie kann Androzentrismus in der Wissenschaft sichtbar gemacht werden? Wie wird Weiblichkeit dar- und hergestellt, wie werden Geschlechterverhältnisse in wissenschaftlichen Diskursen (re)produziert? Welche Normen und Normalisierun- gen werden hergestellt und welche Arten von Wissen ausgeschlossen? Inwiefern konstituieren schon epistemologische und methodologische Grundannahmen und (unbewusste) Vorentscheidungen den Gegenstand selbst?« (Hertlein et al. 2007, S. 2).
Feministische Wissenschaftskritik geht aber nicht nur davon aus, dass in der Wissenschaft als sozialem Feld und als Feld von Erkenntnis gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse zum Ausdruck kommen und zugleich fort- geschrieben werden, sondern auch davon, dass alternative Wissensproduktionen performativ wirken und zur Transformation von Herrschaftsverhältnissen beitra- gen können (Mendel 2015, Kap. 2.2). Dieser transformative Anspruch erfordert eine kritische Haltung, die Erkenntnis- und Gesellschaftskritik vereint bzw. in der beide einander wechselseitig informieren und vorantreiben (Becker-Schmidt 2004, S. 201; Wacquant 2001).
Ausgehend von der damit verbundenen Einsicht, dass Wissen immer auch potenziell ermächtigend ist, insofern es neue Denk- und Handlungsmöglichkei- ten erschließen kann, erscheint es unverzichtbar, dass Feministinnen im Sinne einer »dissidenten Partizipation« (Hark 2005, S. 73) »an den Auseinander- setzungen um die Legitimation dessen, was als wissenschaftliches Wissen gilt, teilnehmen – auch wenn dies bedeutet, gerade die Definition wissenschaftlichen Wissens fundamental in Frage zu stellen und abweichende Positionen einzu- nehmen« (Hertlein et al. 2007, S. 3). Entsprechend war es für uns in unserem Projekt zentral, nicht bei der Kritik androzentrischer Wissenschaft stehen zu bleiben, sondern auch feministische Gegenentwürfe zu liefern, also das wissen- schaftskritische Moment in unserem Zugang stets mit einem wissenschaffenden zu verbinden bzw. ersteres als Bestandteil von letzterem zu betrachten. Dieses Anliegen war mit der grundlegenden – und immer wieder in der Konkretheit unserer jeweiligen Forschungsprozesse zu diskutierenden – Frage danach verbun- den, wie eine Forschungspraxis und Wissensproduktion zu konzeptionalisieren ist, die zur Transformation von hegemonialen Wissensordnungen, vor allem zur Mit- und Umgestaltung von Geschlechterverhältnissen und -konstruktionen, so- wie zur Realisierung emanzipatorischer Projekte beitragen kann (vgl. Mendel 2015, Kap. 2.2).
Vor dem Hintergrund der nun beschriebenen Einbettung verstehe ich meine Arbeit nicht nur als Beitrag zu einem besseren, kontextualisierten Verständnis des Phänomens chronischer Schmerzerfahrungen von Frauen beim Geschlechts- verkehr, sondern zugleich auch als konkretes, gegenstandsbezogenes Beispiel fe- ministisch motivierter und empirisch informierter Wissenschaftskritik. Für den damit verbundenen Forschungsprozess war neben seiner Einbettung in ein Pro- jekt transdisziplinärer Wissenschaftspraxis konstitutiv, dass die Entwicklung und Entfaltung meines Erkenntnisinteresses, die kritische Analyse gegenstandsbezo- gener hegemonialer und anderer Diskurse bzw. Formen der Wissensproduktion, die Erarbeitung und Formulierung einer eigenen metathoretisch-methodologi- schen Positionierung, die Wahl und Umsetzung meines empirischen Zugangs, die Interpretation des dabei produzierten empirischen Materials und die lau- fende Reflexion der Ergebnisse dieser Interpretationen in einem post hoc nicht mehr aufzudröselnden zirkulären Verhältnis zueinander stehen und einander fortwährend wechselseitig informierten und vorantrieben. Auch ›Theorie‹ und ›Empirie‹ standen nicht nur, wie es üblicherweise als zentrales Charakteristikum qualitativer Forschungsprozesse formuliert wird, in solch einem Verhältnis wech- selseitiger Durchdringung zueinander, sondern sie schienen sich im Sinne einer strikten binären Opposition zweier »völlig unterschiedliche[r] Zugangsweisen zum Begreifen der sozialen Welt« (Krais 2002, S. 327) zunehmend aufzulösen.
Diese Zirkularität(en) und wechselseitigen Durchdringungen stellen, sofern sie angemessen reflektiert werden, nicht zuletzt dann, wenn es um ihre Über- setzung in das weitgehend lineare Format einer wissenschaftlichen Arbeit geht, eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. Eine Darstellung, die in ihrer Form den gesamten Forschungs- und Erkenntnisprozess abbildet und auf diese Weise dem reflexiven Verhältnis seiner einzelnen Bestandteile Rechnung zu tragen ver- sucht, wäre vermutlich nur unter Einbußen in Hinblick auf zumutbaren Umfang und Übersichtlichkeit zu erreichen. Eine Darstellung hingegen, die auf eine Re- konstruktion des eigenen Forschungs- und Erkenntnisprozesses völlig verzichtet, tut dies notwendig auf Kosten von Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Letzt- lich gilt es immer einen Kompromiss zu schließen zwischen Anforderungen in Hinblick auf LeserInnenfreundlichkeit und Anforderungen in Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit der Arbeit in ihrer Prozesshaftigkeit, wenn es am Ende einer wissenschaftlichen Untersuchung darum geht, einen vielschichtigen, komplexen und vielfach situierten Erkenntnis- und Verwerfungsprozess in ein ›Ding‹, ein Manuskript, zu gießen. Im Sinne eines solchen Kompromisses habe ich meiner Arbeit, die ich als gesamtes und nicht nur in ihrem letzten Kapitel als ›Ergebnis‹ dieses Erkenntnisprozesses betrachte, schließlich folgenden Aufbau gegeben:
Am Beginn der Arbeit (Kapitel 1) steht eine vornehmlich deskriptiv aus- gerichtete Annäherung an das Phänomen chronischer Schmerzen beim Ge- schlechtsverkehr wie ich es im Rahmen dieser Arbeit in den Blick nehmen werde, nämlich einmal als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung und einmal als alltagsweltlich relevante Erfahrung von Frauen. Insofern das Verständnis des Phänomens und seiner Behandlung in beiden Feldern – Wissenschaft und All- tagswelt – und die Nachvollziehbarkeit der jeweils darauf bezogenen Analysen keineswegs voraussetzungslos sind, soll in diesem einführenden Überblick – für beide Felder – zunächst ganz grundlegend geklärt werden, was unter dem Phäno- men ›chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr‹ überhaupt vorzustellen ist.
In Kapitel 2 präsentiere ich eine detaillierte kritische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen hegemonialen und nicht-hegemonialen Formen des Wissens bzw. des wissenschaftlichen Zugriffs auf das Phänomen chronischer Schmerzen von Frauen beim Geschlechtsverkehr. Dabei zeige ich zunächst, wie diese Erfahrung in die beiden international einflussreichsten Diagnoseklassifikationssysteme ein- gegliedert ist (2.1). In den darauf folgenden beiden Abschnitten (2.2 und 2.3) setze ich mich anhand der Diskussion paradigmatisch ausgewählter Studien aus disziplinär unterschiedlich verorteten Forschungszusammenhängen (vor allem der Psychologie und Soziologie) mit dem Verhältnis von epistemologischer und methodologischer Positionierung und Gegenstandskonstitution auseinander und arbeite jeweils damit einhergehende systematische Ausblendungen heraus.
Nachdem die Position, von der aus ich meine kritische Analyse in Kapitel 2 begründe, dort noch weitgehend implizit bleibt, rücke ich in Kapitel 3 jenen me- tatheoretisch-methodologischen Standort ausführlich in den Blick, der nicht nur meine Analyse der wissenschaftlichen Diskurse und Praxen orientierte, sondern ebenso meine Herangehensweise an das Phänomen als alltagsweltliche Erfahrung von Frauen. Im Sinne einer Denk- und Analysehaltung erlaubte mir dieser Stand- ort also, das mit meinem Projekt verbundene wissenschaftskritische Anliegen von zwei Seiten zugleich in Angriff zu nehmen. Die sich von diesem Standort aus konstituierende Forschungsperspektive und das mit ihm verbundene Denkinstru- mentarium stützen sich vor allem auf die Bourdieu’sche Habitustheorie und die praxeologische Methodologie rekonstruktiver Sozialforschung, die ich in den Ab- schnitten 3.1 und 3.2 näher darstelle. Dabei gehe ich jeweils auch der Frage nach, inwieweit diese beiden perspektivischen Säulen der Arbeit für ein Projekt kri- tisch-emanzipativer Wissensproduktion nutzbar gemacht werden können (3.1.1 und 3.2.1) und inwieweit sie eine systematische Berücksichtigung der körperli- chen Dimension von Alltags- sowie wissenschaftlichem Wissen und Handeln erlauben (3.1.2 und 3.2.2). Abschließend (3.3) komme ich – ausgehend von den in Kapitel 2 herausgearbeiteten blinden Flecken bisheriger Auseinandersetzun- gen mit dem Phänomen chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und dem in Kapitel 3 entwickelten metatheoretisch-methodologischen Standpunkt – zur Präzisierung meines Erkenntnisinteresses, das letztlich auf eine biografische und gesellschaftliche (Re-)Kontextualisierung des Phänomens zielt.
In Kapitel 4 beschreibe ich das methodische Vorgehen, das ich für meine empirische Untersuchung chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr als alltagsweltliche Erfahrung von Frauen gewählt und durch das ich die in Kapitel 3 entfaltete Perspektive forschungspraktisch realisiert habe. Im Zentrum dieses Vorgehens stand die Erhebung lebensgeschichtlicher Großerzählungen von Frau- en, die den Geschlechtsverkehr wiederholt als schmerzhaft erleben oder erlebt haben, mittels der Methode des biografisch-narrativen Interviews. Ich gehe zu- nächst auf grundlagentheoretische Überlegungen zu dieser Erhebungsmethode ein (4.1) und wende mich im Weiteren meiner konkreten forschungspraktischen Vorgehensweise zu: Hierbei beginne ich mit der Darstellung von Feldzugang und Sampling (4.2), beschreibe dann mein Vorgehen bei der Erhebung (4.3) und schildere abschließend meine Arbeitsschritte bei der Analyse des Textmaterials (4.4).
Kapitel 5 dient der Darstellung der Ergebnisse meiner Interviewanalysen im Rahmen von sechs detaillierten biografischen Fallrekonstruktionen, wobei ich in an drei strategisch relevanten Stellen platzierten komparativen Analysen (5.3, 5.6 und 5.9) jeweils die zentralen Eckpunkte der bisherigen Rekonstruktionen zusammenfasse, in ihrem Verweisungszusammenhang aufeinander beziehe und kontrastive Vergleiche zwischen den präsentierten Fällen vornehme.
In Kapitel 6 stelle ich auf Grundlage der im Rahmen der biografischen Fallrekonstruktionen gewonnenen Erkenntnisse einige zusammenfassende Über- legungen in Hinblick auf das Anliegen einer kontextualisierten Betrachtung des Phänomens chronischer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an. Hierfür formuliere ich zusammenfassend jene Elemente und Aspekte, die sich in meiner Untersuchung für solch ein kontextualisiertes Verständnis als zentral erwiesen ha- ben. Dabei dient diese abschließende Diskussion einem doppelten Anliegen: Zum einen geht es mir damit um eine verdichtete gesellschaftliche Kontextualisierung und gesellschaftstheoretische Rückbindung der in Kapitel 5 präsentierten Ana- lysen. Zum anderen ziele ich vor dem Hintergrund des nicht nur gesellschafts-, sondern auch wissenschaftskritischen Impetus meiner Arbeit darauf ab, die in Kapitel 2 untersuchten wissenschaftlichen Diskurse und das dabei produzierte Wissen kritisch mit den aus meiner Analyse hervorgegangenen Erkenntnissen zu konfrontieren und meine dort zunächst nur methodologisch begründete Kritik auch empirisch zu fundieren.
In Hinblick auf das oben erwähnte zweite konstitutive Element jenes Forschungs- prozesses, aus dem diese Arbeit hervorgegangen ist, nämlich seine Einbettung in ein Projekt transdisziplinärer Wissensproduktion, möchte ich an dieser Stelle abschließend auf eine weitere, die Ebene der Darstellung betreffende Heraus- forderung zumindest noch hinweisen, nämlich die ihrer doppelten Adressierung: So richtet sich meine Arbeit sowohl an die inter- bzw. transdisziplinär arbei- tende feministische Forschung bzw. Geschlechterforschung als auch an meine ›Herkunftsdisziplin‹, die (akademische) Psychologie, die neben der Medizin Hauptschauplatz gegenwärtiger Wissensproduktion zu chronischen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr ist. Insofern die Adressierung einer wissenschaftlichen Arbeit immer auch mitbestimmt, was in ihr explikationswürdig ist und was nicht, ist mit einer in einem transdisziplinären Kontext verorteten Arbeit notwendig auch ein Kompromiss in Hinblick auf die Explikation von disziplinär gebundenen Terminologien und Denkinstrumenten bzw. den dabei gewählten Detaillierungs- grad sowie auf – standortbezogen je unterschiedlich als solche zu bestimmende – Auslassungen oder auch Redundanzen zu schließen.
Kompromisslos hingegen habe ich versucht, meinen Umgang mit jenen in meiner Herkunftsdisziplin meist unhinterfragt zur Anwendung kommenden Denkinstrumenten und Denkgewohnheiten zu gestalten, auf deren implizite an- drozentrische Setzungen ich mich in meinem Schreiben nicht affirmativ beziehen will. Angesichts dieses Anliegens ist es durchaus erwünscht, ja beabsichtigt, dass die konsequente Markierung dieser Denkinstrumente durch Anführungszeichen den stolperfreien Lesefluss immer wieder stört und einer unbeabsichtigten On- tologisierung bzw. Reifizierung dieser Denkkategorien entgegenwirkt. In diesem Sinne sind die einfachen Anführungszeichen (zumeist) durchaus als Vorsichtszei- chen zu verstehen, die dem Versuch einer Wissenspraxis Rechnung tragen, welche habituell »die Erkenntniswerkzeuge zum Erkenntnisgegenstand [macht] und die mit den Erkenntniswerkzeugen gegebenen Grenzen der Erkenntnis« (Bourdieu 1997a, S. 221) erkennt.
1 Der Titel des Projekts lautete »Zur Politisierung von Erkenntnis und Körper. Möglichkeiten einer transdisziplinären feministischen Wissenschaftskritik«. Der erste Teil des Titels ver- weist auf den Umstand, dass wir in den jeweiligen Einzelprojekten in Hinblick auf unsere gemeinsame Problemstellung an zwei unterschiedlichen Ebenen ansetzten: zum einen dem wissenschaftlichen Zugriff auf den weiblichen Körper in den Gegenstandsbereichen ›Schönheit‹ (Ruck 2014) und ›Sexualität‹ und zum anderen der Ebene der Epistemologie und Methodologie mittels der Erarbeitung kritischer Konzeptionen von ›Erfahrung‹ (Hert- lein, in Vorbereitung) und ›situiertem Wissen‹ (Mendel 2015) für die Sozialwissenschaften. Im folgenden Abschnitt orientiere ich mich eng an dem gemeinsam mit Julia Hertlein, Iris Mendel und Nora Ruck formulierten Projektantrag (Hertlein, Mendel, Riegler & Ruck 2007).
2 Die Anführungszeichen verweisen darauf, dass ›männlich‹ hier als Perspektive und nicht als durch das Geschlecht konkreter Akteure bestimmt verstanden wird.