Literaturempfehlungen

Der Band dokumentiert und verdichtet zentrale Impulse, die in den letzten zehn Jahren von Wien – konkret: vom Institut für Kulturpsychologie und qualitative Sozialforschung und seinem Netzwerk – für eine paradigmatische Erneuerung der Psychologie ausgegangen sind. Der Kern dieser Erneuerung besteht darin, Kultur nicht als eine von mehreren Variablen zu begreifen, die auf dem Menschen „wirken“, sondern als essentielle Matrix für das Verständnis des Psychischen. Die einzelnen Beiträge zeigen, wie dies theoretisch und methodologisch gedacht und praktisch in der Forschung umgesetzt werden kann. Dabei eröffnen sich gleichzeitig Wege zu einer praxeologischen Psychologie, in der sich akademische Wissenschaft mit dem lebendigen Alltag zu verbinden vermag. U.a. mit folgenden Beiträgen:

  • »Ganz Gallien? Nein! Zur Geschichte und Vorgeschichte der Wiener Kulturpsychologie« (Thomas Slunecko & Gerhard Benetka)
  • »Beobachtungen auf der eigenen Spur. Bemerkungen zu einem für die Wiener kulturpsychologische Schule charakteristischem Motiv« (Thomas Slunecko)
  • »Rekonstruktive Sozialforschung im Spannungsfeld von Wissen, Sexualität und Medien« (Maria Schreiber & Philomena Pötscher)  

Menschen sind in einer Weise in der Welt, die allen aus dem klassischen Subjekt-Objekt-Denken entspringenden Wissenschaften insofern entgeht, als sie den Menschen immer schon als einen Zuschauer, als ein Gegenüber zur Welt vorstellen und sein In-die-Welt-eingetaucht-Sein, sein Den-Dingen-benachbart-Sein, sein In-Situationen-eingebettet-Sein nicht wahrnehmen.
In diesem Buch greift Thomas Slunecko Impulse jener großen Theorieprogramme des 20. Jahrhunderts auf – der Systemtheorie, der Phänomenologie und der Medientheorie -, die sich um einen kontrollierten Ausstieg aus dieser Erkenntnisstellung bemüht haben. Mehr in Form eines Essays denn einer strengen Ableitung versucht er aus der Rekombination dieser Impulse eine Psychologie jenseits objektivistischer und subjektivistischer Verkürzungen zu skizzieren.

 

 

Dieses, erstmals 2010 erschienene Handbuch gibt einen breiten Überblick über den Stand der qualitativen psychologischen Forschung im deutschsprachigen Raum. Die neue aktualisierte und erweiterte Auflage aus 2020 ist in zwei Bänden organisiert:

In Band 1 »Ansätze und Anwendungsfelder« werden zentrale Positionen vorgestellt, die eine theoretische Fundierung für qualitative Forschung in der Psychologie bieten. Im Anschluss wird eine Vielzahl an Anwendungsfeldern und subdisziplinären Arbeitsgebieten behandelt.

In Band 2 »Designs und Verfahren« widmet sich umfassend Fragen der Forschungsplanung und der Umsetzung qualitativ-psychologischer Forschungen und präsentiert verschiedene Verfahren zur Erhebung und Auswertung qualitativer Daten.

  • »Wissenschaftstheoretische Grundlagen qualitativer Methodik in der Psychologie« (Franz Breuer) – Band 1
  • »Kulturpsychologie« (Pradeep Chakkarath & Jürgen Straub) – Band 1
  • »Feministische und queere Psychologien« (Anna Sieben) – Band 1
  • Qualitative Entwicklungspsychologie (Günther Mey) – Band 1
  • »Mixed Methods« (Margit Schreier & Özel Odag) – Band 2
  • »Lehren und Lernen qualitativer Forschungsmethoden« – Band 2
  • »Ethnografie« (Stefan Thomas) – Band 2
  • »Qualitative Interviews« (Günter Mey & Katja Mruck) – Band 2
  • »Gruppendiskussion und Fokusgruppe« (Aglaja Przybroski & Julia Riegler) – Band 2
  • »Dokumentarische Methode« (Aglaja Przyborski & Thomas Slunecko) – Band 2 

 

Dieses Einführungsbuch stellt den aktuellen Stand der Kulturpsychologie bezüglich theoretischer Ansätze und Methoden in der Breite dar. Es wird zudem aufgezeigt, wie stark sie in verschiedenen Handlungsfeldern verankert ist. Die Kulturpsychologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das weniger darauf abzielt, menschliches Verhalten und Erleben objektiv und kausal zu erklären, sondern vielmehr bestrebt ist, psychische Phänomene im jeweiligen soziokulturellen Kontext zu verstehen. Hierbei folgt sie einem theoretischen Grundverständnis, den Menschen als aktiv handelndes Wesen aufzufassen. Sie betont damit im Vergleich zur vorherrschenden nomothetisch ausgerichteten Psychologie andere theoretische und methodische Zugänge  und stellt insbesondere Intentionalität, Bedeutungsstrukturiertheit und nicht zuletzt Kulturalität menschlicher Existenz heraus. Die Kulturpsychologie bezieht sowohl hermeneutische Ansätze in Psychologie, Philosophie, Soziologie und Ethnologie als auch qualitative Methoden zur Erforschung menschlichen Handelns und Erlebens ein. (erscheint Jänner 2023)

Die Psycholog*innen Franz Breuer, Petra Muckel und Barbara Dieris geben auf Basis ihrer über 30jährigen Erfahrung mit dem Forschungsstil der Grounded Theory eine umfassende und detaillierte Anleitung für die Forschungspraxis – eine Fortentwicklung der von Anselm Strauss und Barney Glaser begründeten Methodologie.Die neue Akzentuierung liegt v.a. in der Betonung der begleitenden reflexiven Selbst-Aufmerksamkeit der Forschenden. Das Buch beinhaltet auch anschauliche Beispiele der Anwendung des Ansatzes und seiner Instrumente sowie seiner Aneignung im Studium. Zum Inhalt: 

  • Reflexive Grounded Theory. Ein Verfahren qualitativer Methodologie
  • Zur Geschichte der Grounded Theory
  • Das Bild des Anderen und der Forschende als Subjekt
  • Erkenntnisphilosophie und sozialwissenschaftliche Traditionen
  • Forschen als leibgebunden-engagierte Tätigkeit im Kontext
  • Der methodische Werkzeugkasten
  • Gütekriterien und ethische Fragen
  • Aneignung und Langzeit-Wirkungen des Forschungsstils
  • Anwendungen: Exemplarische Forschungsbeispiele

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